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Bei der Enzephalitozoonose (kurz E.C.) handelt es sich um eine Infektionskrankheit die durch einen Einzeller – den Enzephalitozoon – verursacht wird. Die Krankheit ist vorwiegend unter Kaninchen verbreitet (Schätzungen zufolge sind in der Schweiz zwischen 80 – 95% der Hauskaninchen betroffen). In seltenen Fällen kann der Erreger auch auf andere Tiere oder den Menschen übertragen werden.
Ansteckung:
Die Ansteckung mit E.C. erfolgt immer oral, also in erster Linie über Nahrungsaufnahme. Dazu gehört einerseits Futter, Muttermilch (bei Jungtieren) aber auch, dass beispielsweise Tier A an einem Häuschen knabbert, welches zuvor vom infizierten Tier B angepinkelt wurde. So erfolgt auch eine Übertragung auf andere Tiere oder den Menschen.
Für den Menschen besteht also keine Gefahr, sich am eigenen Tier anzustecken, solange eine simple hygienische Massnahme ergriffen wird: Nach jedem Hautkontakt mit dem Tier Hände (oder andere berührte Stellen) gründlich, warm und mit Seife waschen. Eine Ausnahme bilden hier Menschen, mit einem Immundefizit (z.B. HIV-Patienten, Leukämie-Patienten etc.), sie sollten den Kontakt zu infizierten Tieren unter allen Umständen vermeiden.
Krankheitsverlauf:
Mit dem Krankheitsverlauf von Enzephalitozoonose ist es ähnlich wie bei anderen Infektionskrankheiten. Als erstes kommt der Erreger in den Körper und wird dort erst einmal vom Immunsystem in Schach gehalten. Der Ausbruch der Krankheit erfolgt immer erst in einer Stresssituation, bei Meerschweinchen beispielsweise ausgelöst durch eine neue Gruppenkostellation, Umzug, Verletzung, Deckakt, Geburt und – nach meiner Erfahrung – Sorge um ein Gspänli. Ist eine solche Stresssituation gegeben, kann sich der Erreger im Zentralen Nervensystem festsetzen und die Krankheit bricht aus. Leider sind die Symptome bei verschiedenen Tieren sehr unterschiedlich. Sehr verbreitet sind:
- Schiefhaltung des Kopfs
- Unkontrolliertes Wackeln mit dem Kopf (Wackeldackel) D
- Drehen des Kopfes als ob sie die Sterne suchen wollten (daher auch Sterngucker-Krankheit genannt)
- Sich um die eigene Achse drehen (in beide Richtungen)
- Krampfanfälle
- Lähmungserscheinungen (von leichten Ausfällen an einem Bein bis zur kompletten Bewegungsunfähigkeit)
- Steifer Gang / Hüpfen statt laufen mit den Hinterbeinen
Die Liste ist nicht abschliessend und ein einzelnes dieser Symptome ist auch nicht zwingend die Diagnose E.C. Zeigt ein Tier jedoch solches Verhalten, sollte an Enzephalitozoonose gedacht werden.
Therapie:
E.C. ist nach aktuellem Stand der Medizin nicht heilbar. Ein einmal befallenes Tier kann den Erreger nicht mehr ausscheiden und er kann medizinisch auch nicht abgetötet werden.
Hingegen ist Enzephalitozoonose behandelbar, so dass die ausgebrochene Krankheit etwas zurückgedrängt werden kann. In diesem Fall verordnet der Tierarzt zumeist Panacur (als Lösung oder Paste), ein Kortison-Präparat sowie ein Antibiotikum und BeneBac für die Erhaltung der Darmflora. Zusätzlich unbedingt ein Vitaminpräparat mit Vit. A, B6, B12, E und Folsäure geben. Wer die Genesung zusätzlich mit natürlichen Mitteln unterstützen will greift zu Schüssler Salz Nr. 3 + 14.
Der Zeitfaktor ist bei Ausbruch von E.C. extrem wichtig. Nur wer rasch mit der vollen Ladung Medikamente an die Sache rangeht hat Aussichten auf Erfolg.
Leider kann ich aus persönlicher Erfahrung aber nicht allzu viel Hoffnung für die Behandlung am Meerschweinen machen. Die Behandlung dauert 15 – 20 Tage wobei bei mir zwei der vier erkrankten Tiere die Behandlungsdauer nicht überlebt haben, von den übrigen zwei hatte wiederum eines nach der Behandlung immer noch so starke Symptome (z.B. im Fluchtreflex unkontrolliert mit dem Kopf in gegen Wände von Häuschen rennen), dass ich die Lebensqualität des Tiers als Null eingestuft habe und das Tier schliesslich erlösen musste. Beim letzten Tier blieb die Steifheit in den Hinterbeinen unverändert bestehen. Dieses Schweinchen hat im Moment (noch?) die nötige Lebensqualität um ein gutes Meeri-Leben zu führen – bis zum nächsten Schub. Hoffen wir, dass er nie kommen wird.
Mein persönliches Fazit aus dieser Sache:
Solange die Krankheit nicht ausbricht, soll man sich auch keine Sorgen machen. Allerdings muss sich jeder, der seine Meeris mit Kaninchen zusammen hält, bewusst sein, dass seine Meerschweinchen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.
Ist die Krankheit ausgebrochen, habe ich persönlich aufgehört, das erkrankte Tier zu behandeln, da aus meiner Sicht die 20tage Therapie für das Meerschweinchen mehr stress als Nutzen bringen. Das muss aber selbstverständlich jeder für sich und seine Situation entscheiden.
Die nicht erkrankten Tiere behandle ich nicht, da der Erreger nicht eliminiert werden kann. Ich würde also mit meiner Behandlung diese Tiere nur in „unnötigen“ Stress versetzen und damit den Krankheitsausbruch provozieren.
Von den Kaninchen weiss man, dass die infizierten Tiere oftmals ein langes, gesundes Leben haben und die Krankheit niemals ausbricht, obwohl sie von Geburt an im Tier drin steckt. Bei Meerschweinchen ist dies leider nicht erforscht. Ich werde das nun aber in unserem Bestand sehr genau beobachten und hoffe, dass die ganze traurige Misere so wenigstens einen Sinn für die Wissenschaft ergibt.